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1.3.05 17:36
Mythos Macht- geht man mit ihr um oder wird man mit ihr umgegangen?
Mythos Macht
Was macht Macht mit mir - was mach ich mit ihr? Impressionen aus dem Lasalle-Institute
Könnt Ihr Euch eine Erde ohne Himmel vorstellen? fragt Elena Franzini gleich zu Beginn des Workshops im Lasalle-Institit in Bad Schönbrunn, Schweiz. Elena kommt aus Italien, spricht 4 Sprachen fließend und nennt sich Internationale Psychosynthese-und Bewusstseinstrainerin. Glücklicherweise sieht sie dabei so harmlos aus wie sie herzlich ist und das mag einer der Gründe sein, warum Joe neben mir, Anfang 50, Leiter einer großen Versicherung, genauso entspannt sämtliche Informationen zum Thema: Was fördert meine Macht? aufnimmt, wie die bügelblusenweißgestärkte Studentin aus einem ehemaligen sozialistischen Staat neben ihm. Überhaupt scheint Teilnehmer aus aller Welt der Ruf hierher ereilt zu haben. Europäische Manager, neben deutschsprachigen Fachhochschülern, afrikanischen Studenten und amerikanischen und italienischen Trainern. Der Zen-Meister und Gründer des Lassalle-Hauses Niklaus Brantschen kommt aus der Schweiz. Wer also neben einem hochinteressanten Vortragsangebot wie „Soul of Money“ oder „Balance und Zerstörung“ etwas für seine spirituelle Gestaltungskraft tun möchte, kann - geweckt durch klassische Musik, die unerwartet durch die schlafgetränkten Flure schallt- bereits ab 7 Uhr an der ersten Zen Meditation teilnehmen. Nach dem 3-tägigen Allroundprogramm "Macht, Ethik und Zen“ kommt man dann wissens- und selbst-bewußtheitsgestärkt und etwas "leuchtender“ nach Hause. Was soll „leuchtender" bedeuten?
Zenmeister Niklaus Brantschen (alle anderen reden sich hier schon beim ersten gemeinsam Abendmahl nur noch mit Vornamen an) schrieb mir zur Widmung in sein Zen-Hand-Buch “Du trägst das Licht in Dir“. Schön. Er wirkt wie ein sanft und innerlich lächelnder Mann, ähnlich dem Dalei Lama, so dass ich menschlich berührt war. Über den praktizierten Wortsinn denke ich immer noch nach. Menschliche Berührung ist überhaupt der Schlüsselreiz in diesen Tagen. Nur 10 Teilnehmer hat ein Workshop. Das gibt Sicherheit. Und nach den Impulsreferaten gibt es hier ein Novum, was durchaus nachahmenswert ist. Das Murmelgespräch. Der Name lässt uns schmunzeln, aber der Sinn und die Wirkung sind großartig, Denn so ein konzentriertes 2-minütiges, achtvoll geführtes Gemurmel nur mit dem Nachbarn ist mitunter sinnvoller als unqualifiziert wirkendes Dauerdazwischengerufe.
Über Macht nachzudenken ruft bei jedem -allein durch die bloße Begriffsnennung- sofort ambivalente Gefühle hervor. Jeder möchte Macht, ob er es nun zugibt oder nicht. Meistens denken wir auch an Negatives wie Machtmissbrauch oder das haben, dürfen, erlauben sich “nur-die-da-oben“
Macht zieht also an und stößt ab. Sie fasziniert und erschreckt zugleich.
Das 4. Internationale Schönbrunner Symposium vom 12.-14 Dez. 2004 wartete auf mit der Creme der politischen Macht wie Bundespräsident a.D. A. Ogi und derzeit Kofi Annans Sonderbeauftragter für Sport zur Friedensförderung, der gesellschaftlichen Macht in Zukunftsfragen wie Herrn Prof. Dr. Dr. Radermacher von der Initiative „Globaler Marshallplan, Mitglied im Nationalkomitee des UNESCO und Stifter der „Global contract Foundation" bis hin zu wirtschaftlicher Macht in Form des ehemaligen Direktors der Shell EB International H. Rotter auf, dessen letzter Akt die fachgerechte Entsorgung der Ölplattform Brent Spar war.
„Die Macht unseres Hungers nach schlechten Nachrichten! Der Missbrauch unseres Masosadismus durch die Medien, (Hoppla, d. V.) Zu jeder negativen Schlagzeile mindestens 2 gute Nachrichten! setzte Krisenmanager C. Piccot in die Runde.
Nun darüber läst es sich für Journalisten ja prima debattieren. Aber was all diese verschiedenen Ansätze zum Thema Macht auch beinhalten, der Teilnehmer profitiert. Von Referaten, mehr noch von Gesprächen, den persönlichen Kontakten inmitten der Ruhe und des Friedens eines grünen weitläufigen Parks in 700 m Höhe. Menschen, die schon den berüchtigten Handytelefonarm haben, finden sich hier oben keine. Wer teilnimmt an einer der internationalen Veranstaltungen zum Themenumfeld "Geist und Leadership" kann sein inneres Potential im Alltag und im globalen Kontext erkunden und entwickeln z.B. vom 25.-27. Mai 2005. Oder wie wäre es mit einer Studienreise an den Hauptsitz der UNO in New York vom 17.-27. September 2005? Für Studenten gibt es oft sehr großzügige Ermäßigungen. Die Themen sind vielfältig, wirklichkeitsorientiert und menschlich inspirierend. Sie haben mit dem zu tun, was uns treibt, anregt, ängstigt und fördert.
Natürlich ist für die Teilnahme eine Gebühr zu entrichten. Für das Dezember-Symposium betrug diese 1550 CHF. Studenten bezahlten nur 79 CHF, allgemeine Unterkunft und Verpflegung (4 Mahlzeiten incl. Vegetarierbuffett und biologisch angebautem Essen) lagen bei 221 CHF. Für rund 200 € kann man also sehr informative wertvolle Tage erleben mit internationalen Kontakten und nachhaltigem Wissenszuwachs. Wie mittlerweile die meisten wissen, ist ein Flug nach Zürich (z.B. Air Berlin, toller Bordsservice für Billigflieger, 50% Presserabatt auf Flug) günstiger als ein Abendessen beim Italiener um die Ecke. Dann mit dem Zug nach Zug(!) fahren und wer jetzt genug gespart hat, nimmt sich ein Taxi (15 €) nach Bad Schönbrunn, Eglibach, statt auf den Bus zu warten.
Übrigens ging der gescheiterte Präsidentschaftskandidat John Kerry auf dem Zuger Berg (unbedingt besuchen, Seilbahn zum traumhaften „Über den Wolken-Schweb-Panorama“ in das internationale Internat. Genützt hat es ihm zwar nicht für die definitive Machtposition, aber er war schon mal nah dran. Präsidentschaftskanditat zu werden lernt man im Lassalle-Institut allerdings nicht. Dafür aber die Ethik eines ganzheitlichen Bewusstseins verbunden mit einer ganz persönlichen Standortbestimmung. Und wen schon häufig Willkür und Missbrauch frustriert haben und wer von der Last zur Lust im Umgang mit der Macht kommen möchte, der sollte auf die Webseite www.lassalle-institut.org schauen. Möglicherweise eröffnen sich durch Teilnahme und Anteilnahme neue Möglichkeiten zur Zukunftsgestaltung. Jedenfalls bin ich gestärkt, erhellt und inspiriert vom Symposium „Mythos Macht“ in den Alltag zurückgelegt.
Die Erde ohne Himmel kann ich mir immer noch nicht vorstellen. Aber darum ging es Trainerin Elena, die in Kalabrien selbst Olivenöl presst, ja auch. Denn was der Himmel für die Erde ist, sind für den Menschen, die Träume, Hoffnungen und Wünsche. Achten wir unsere und die der anderen wird auch der Umgang mit Macht viel entspannter.
Solvig Wehsener
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