BERLIN weekly No. 08 – don\’t miss the incredible Cindy Sherman, Francoise Cactus and our big party

NEWSLETTER IV FEBRUARY 2009

Liebe Kunstfreundinnen und Kunstfreunde,

dass eine Welt, die schon 100 Jahre Futurismus-Erfahrung hat, vor den mannigfaltigen Herausforderungen unserer Zeit, die ja nun schon seit Wochen und Monaten rund um den Globus beschworen werden, wirklich schlapp machen könnte, das wollen wir uns denn doch lieber nicht vorstellen, oder?

Schon gar nicht, wenn am frühen Freitagmorgen – also am hundertsten Jahrestag der Veröffentlichung des futuristischen Manifests – einem anlässlich des 3. KUNSTKONTAKTERGEBURTSTAGES von den ersten ausgesprochen gutmeinenden Gratulanten eingeflüstert wird, dass wir mit 50 Jahren Kunstkontakter doch eigentlich auch ganz gut seien. Da hatten einige Eingeweihte zwar etwas durcheinandergebracht, doch dafür zumindest ganz genau auf die Uhr geschaut und uns deshalb zu vorgerückter Stunde im Gropiusbau mit ihrem Sektglas pünktlich zugeprostet. Und für ein paar Tage auch einen Floh ins Ohr gesetzt. Allerdings kombinierten wir später, dass ja nicht einmal weitere 50 Jahre Kunstkontakter ausreichen würden, um einen wie Jopi Heesters noch einzuholen. Womit mal wieder bewiesen wäre, dass ein Jahrhundert auch nicht mehr das ist, was es einmal war.

In einer Welt, in der es z.B. nach nicht einmal 100 Jahren plötzlich wieder heisst, dass Vertrauen zwar gut ist, Kontrolle jedoch noch viel besser siehe =>>   http://www.faz.net/s/Rub58241E4DF1B149538ABC24D0E82A6266/Doc~E24F15B5CD5E34294A89598A148A0F5E7~ATpl~Ecommon~Scontent.html scheint allerdings sogar Einiges wieder möglich zu werden, was früher selbstverständlich war und dennoch heute Utopie sein soll. Zielstrebiges Planen und Arbeiten ohne sittenwidrige Profitmaximierung könnte nämlich als Folge der EU-Beschlüsse bald wieder richtig “In” sein. Dass das wegen der Planwirtschaft jahrelang völlig verpönt gewesen ist, scheint sich immer mehr als grosser Irrtum herauszustellen.

Ãœberhaupt muss gefragt werden dürfen, ob dieses Land jemals die “Kulturnation” hätte werden können, die unsere Kanzlerin erst am Donnerstagabend anlässlich der Präsentation der Arbeitsergebnisse der Villa-Massimo-Stipendiaten im Gropiusbau wieder beschwor, wenn nicht einst jedes Fürstentum ganz zielstrebig mit dem benachbarten um das beste Theater, die beste Bibliothek etc. gewetteifert hätte. Das dafür bereitgestellte Geld war sehr gut investiert, denn es war einfach klar, dass Kunst- und Kulturkontakte einfach den Reichtum mehren. Die Freiheit von vielen Andersdenkenden brachte ausserdem alle zusammen wirklich weiter.

Dass der Futurismus hingegen um jeden Preis Dominanz erreichen wollte, geriet ihm zum Verhängnis, da er so ideologisch missbraucht werden konnte. “Marinetti hatte den Futurismus nicht auf das Programm einer Kunstrichtung einengen wollen. Ihm ging es um die Propagierung einer alternativen Lebensform, die sich voller Enthusiasmus in eine Industriegesellschaft einpasste, die stärker von sozialistischen als von kapitalistischen Ideen geprägt wurde. In immer neuen Manifesten versuchte Marinetti, jede Facette des modernen Alltags ins Außergewöhnliche zu heben. … Unermüdlicher und genialer Verfechter des italienischen Nationalgefühls – so nannte Mussolini Marinetti”, wie uns Wolf Lepenies in der Welt wissen lässt.   siehe =>>> http://www.welt.de/welt_print/article3238181/Die-Moderne-begann-mit-einem-Knall.html

Da jedoch jede neue Epoche mit einem Knall beginnt, ist es für Sie vielleicht tröstlich, bei uns den neuesten Knaller von Cindy Sherman zu finden. Die “Identitätspuzzlerin”, der eine unfassbare Lust zur Hässlichkeit nachgesagt wird, liess sich selbst – obwohl in der Stadt – verständlicherweise nicht auf der Vernissage ihrer Ausstellung bei Sprüth Magers blicken. Die scheue Kaiserringträgerin wäre angesichts ihrer atemberaubenden Fähigkeiten hinsichtlich der Entlarvung von Perfektionsansprüchen auch sicher unter der Tonnenlast vergleichender Blicke zusammengebrochen. Mit ihrem aktuellen Ansatz, den Alterungsprozess, dem sie mit ihren 55 Lebensjahren genauso ausgesetzt ist, wie wir, durch Maskenspiel künstlerisch zu überhöhen, führt sich Sherman diesmal näher als sonst an die bittere Realität heran. Jedes der 14 Bilder, die in einer 6er Auflage produziert wurden, ist seine 200.000,- EURO netto wert. Ein Totalausverkauf scheint nicht ausgeschlossen. Warum auch?

Da wir zwei Tage später wegen Annie Leibowitz null Bock auf kalte Füss vor dem CO hatten und es uns stattdessen zu Francoise Cactus zog, die in der Galerie Crystal Ball wunderschöne “Häkeldiven und andere Starletten” zeigte, verweisen wir Sie an dieser Stelle auf den Artikel mitsamt Video der Kollegen vom Stern =>>> http://www.stern.de/unterhaltung/fotografie/:Annie-Leibovitz-Schlampe-Strassoberteil/655581.html .
Cactus verriet uns übrigens, dass sie Berlin “plus sympa” als Paris findet und deshalb lieber hier lebt.

Ein kontemplatives Vergnügen der besonderen Art bereitete uns ein Video in der Gallery-33, in dem sich zwei Frauen ohne Scham und ohne Besteck über eine Melone hermachten und Arno Bojak mit seinen “Grüssen aus Metamorphosika” bei Komet.

Stark auch Tim Ayres bei Martin Mertens und die “Rote Grütze” von Wolf Vostell in der von Christian Sauer kuratierten Sammelausstellung Hier & Jetzt bei M.J. Wewerka in der Alten Kupferfabrik.

Der 3. KUNSTKONTAKTERGEBURTSTAG, am Freitag dem 27.2.2009 ab 22 Uhr im ZAGREUS,  Brunnenstrasse 9a, im Hinterhof steht dieses Jahr übrigens unter dem Motto “General Mobilisation” weil wir uns ja schon seit zwei Jahren “mobil, modern, metropolitan ART TV” nennen.

KUNSTKONTAKTER hat ausserdem besonders im letzten Jahr zu grossen Mobilisierungseffekten innerhalb der Kunstwelt beigetragen. Deshalb sehen wir uns in der Pflicht  auch langfristig das Bestehen von BERLINER KUNSTKONTAKTER zu sichern. Von unseren Berliner Seitenbesuchern erwarten wir deshalb, dass sie am Freitagabend  nach den vielen Ausstellungen zahlreich auf dem Trinkfest erscheinen und einen mit uns heben. Wer schon zum Dinner ab 19 Uhr kommen möchte, der sollte sich möglichst schnell seinen Platz sichern und kann dies unter 030-28 09 56 40 tun. Das Fisch-Menu kostet EURO 25,-  pro Person.

Programm:  DJ Cosmic poetry + Aussenborder      Environment by Philipp Geist     Best of Shanghai, Miami, Madrid

So und nun viel Spass mit Cindy, Francoise, Tim, Anke, Arno und all den anderen in unserem BERLIN weekly.

Herzlichst

Ihr Konstantin Schneider

BERLIN weekly No. 08:

Cindy Sherman | Sprüth Magers Berlin
http://www.berlinerkunstkontakter.de/flash/2009/kw0809/cindysherman18022009.htm

Francoise Cactus | Häkeldiven und andere Starletten | Galerie Crystal Ball
http://www.berlinerkunstkontakter.de/flash/2009/kw0809/crystalball_cactus20022009.htm

Tim Ayres | to increase on return | Galerie Martin Mertens
http://www.berlinerkunstkontakter.de/flash/2009/kw0809/martinmertens21022009.htm

MINTON’S PLAYHOUSE | Groupshow | artnews projects
http://www.berlinerkunstkontakter.de/flash/2009/kw0809/artnewsprojects20022009.htm

LAb[au] | LAboratory for Architecture and Urbanism | [DAM]
http://www.berlinerkunstkontakter.de/flash/2009/kw0809/dam20022009.htm

Hier & Jetzt | Groupshow | Wewerka in der Kupferfabrik
http://www.berlinerkunstkontakter.de/flash/2009/kw0809/wewerka20022009.htm

Anke Kalk | SUNDAY MORNING DANCING | Galerie Metro
http://www.berlinerkunstkontakter.de/flash/2009/kw0809/metro20022009.htm

Arno Bojak | Grüsse aus Metamorphosika | KOMET Berlin
http://www.berlinerkunstkontakter.de/flash/2009/kw0809/komet20022009.htm

Gallery-33
http://www.berlinerkunstkontakter.de/flash/2009/kw0809/gallery33_21022009.htm

P.S.:  Der Kapitalismus ruiniert sich selbst – Von wegen Sozialismus! Nicht die Vermögen, die Schulden der Banken werden sozialisiert. Der Staat pumpt Steuergelder von morgen in ein kaputtes System. Das ist die eigentliche Krise. VON FRIEDRICH KROTZ   =>> http://www.taz.de/1/archiv/dossiers/dossier-finanzkrise/artikel/1/der-kapitalismus-ruiniert-sich-selbst/

Was das Internet weiß, ist meist banal – In seinem Buch „Die Stunde der Stümper“ hat Andrew Keen das Internet als Ort der Amateure kritisiert – und wurde dafür selbst scharf angegangen. Der Brite sieht eine politische Korrektheit am Werk, die einen technischen Fortschritt bejubelt, dem bald die Kultur zum Opfer fallen könnte. =>> http://www.faz.net/s/Rub117C535CDF414415BB243B181B8B60AE/Doc~E7A6DAB48D2D745FC9054DBF8D9FD8C4F~ATpl~Ecommon~Scontent.html

Annie Leibovitz: “Wer dich liebt, hält dich aus” – Die Fotografin Annie Leibovitz im Tagesspiegel-Interview über Magazin-Cover und Präsidenten, Stars und Familie – und ihre Freundin Susan Sontag.  =>> http://www.tagesspiegel.de/kultur/ausstellungen/Annie-Leibovitz;art2652,2735426

Nur der Kampf verspreche Schönheit, schwadronierte Marinetti und redete einer «heftigen, grausamen und ungerechten Kunst» das Wort. Marinetti traf damals den Ton einer frustrierten kulturellen Elite. Entideologisiert haben Prinzipien des Futurismus – Aktion, Skandal, Technikbegeisterung – auf lange Sicht die Weiterentwicklung der Künste beeinflusst und vorangetrieben.  =>> http://www.nzz.ch/nachrichten/kultur/aktuell/eine_heftige_grausame_und_ungerechte_kunst_1.2047487.html

Mit freundlichen Grüßen
Ihr BERLINER KUNSTKONTAKTER Team

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