Abschlussbericht M100 Sanssouci Colloquium/M100 Medien Preis an Hans-Dietrich Genscher

PRESSEMITTEILUNG

M100 Sanssouci Colloquium 2009

“Den Anderen in seinem Anderssein wollen”

Verleihung des M100 Medien Preises an Hans-Dietrich Genscher glanzvoller Höhepunkt des 5. M100 Sanssouci Colloquiums

Potsdam, 17. September 2009. Die Auszeichnung des ehemaligen Außenministers Hans-Dietrich Genschers mit dem M100 Medien Preis 2009 am Dienstagabend bildete den glanzvollen Höhepunkt des 5. Internationalen M100 Sanssouci Colloquiums in Potsdam. Im prachtvollen Raffaelsaal der Orangerie von Schloss Sanssouci wurde Genscher der Preis “in Würdigung seines Verdienstes um die Verständigung zwischen den Völkern der Welt, für seinen beharrlichen Einsatz für Recht und Freiheit und für seine herausragende Rolle bei der Überwindung der deutschen und europäischen Teilung” von Oberbürgermeister Jann Jakobs für den Beirat des M100 Sanssouci Colloquiums überreicht.
Die Laudatio hielt der Polnische Botschafter in Berlin, Dr. Marek Prawda. Er erinnerte zu Beginn seiner Rede an das berühmte Bild Genschers, das den Preisträger nach einer mehrstündigen Debatte über die Polen-Politik zusammen mit dem damaligen Innenminister Gerhart Baum und Bundeskanzler Helmut Schmidt geschafft in der Regierungsbank” zeigt.
“Ich bin stolz auf dieses Bild, weil es die These widerlegt, Polen sei für Deutschland nicht sehr wichtig”, so Prawda. “Denn niemand, der sich dieses Foto anschaut, kann behaupten, dass unsere Beziehungen zu den Unkompliziertesten auf der Welt gehören. Dennoch leben wir seit 1989 in einer Phase, in der gute Nachrichten für Polen ebenfalls gut für Deutschland sein sollten. Und umgekehrt. Diesen Zustand, für manche ein historisches Wunder, nannten unsere damaligen Außenminister, Krzysztof Skubiszewski und Hans-Dietrich Genscher, eine “deutsch-polnische Interessengemeinschaft”. Es ist für mich eine Ehre und ein Geschenk, heute über den Architekten dieses Wunders aus der polnischen Sicht sprechen zu dürfen.”

Genscher zeigte sich über den Preis geehrt. “Ein solcher Preis ist in der Begründung, aber auch in der Beachtung derjenigen, die ihn schon erhalten haben, für mich etwas ganz Besonderes”, sagte er dem Fernsehsender rbb, “und ich empfinde große Dankbarkeit dafür, dass ich diesen Preis entgegen nehmen darf.”
In seiner Dankesrede bezog er sich vor allem auf den Europäischen Einigungsprozess und seine Folgen: “Wir leben in einer Welt, die so eng zusammengerückt ist, wie niemals zuvor. Es gibt keine entfernten Gebiete mehr. Ereignisse irgendwo in der Welt wirken bis hierher.” Die Europäische Einigung sei “ein Riesenerfolg”, deren Geheimnis er in drei Begriffe kleidete: “Die Idee der Freiheit, die Idee der Verantwortung, die Idee der Menschenwürde, wie es unser Artikel 1 im Grundgesetz so wunderbar ausdrückt. Die Würde des Menschen, das heißt eines jeden Menschen, nicht nur der Deutschen, ist unantastbar.” Diese Würde zu achten sei die Vorraussetzung friedlichen Zusammenlebens. “Und das ist das Geheimnis, es ist der Schlüssel zum Verständnis, warum dieses Europa entstehen konnte.” Vorurteile und Feindbilder seien es, die die Herzen und Köpfe der Menschen vergiften. “Ihnen müssen wir den Kampf ansagen. Wir müssen Toleranz als aktive Toleranz verstehen, nicht nur den anderen so wie er ist ertragen, sondern ihn in seinem Anderssein wollen.

Vor Marek Prawda und Hans-Dietrich Genscher hatte Andrð Azoulay, Berater des marokkanischen Königs, die Hauptrede des Tages gehalten. Darin beschrieb er vor allem die Beziehungen zwischen Europa und seinem Heimatland Marokko. Unter anderem sagte er: “Heutzutage leben Millionen von Moslems in Europa, die aus unseren [arabischen] Ländern emigriert sind. Sie verändern die europäischen Realitäten und stärken sie. Sie verändern die menschliche Dimension und die kulturelle Vielfalt zum Positiven.” Die Marokkaner seien “Geiseln der Religionen” gewesen, die Religionen seien für politische Zwecke missbraucht worden. “Ich denke, die Zeit ist gekommen, dass wir wieder Herr über uns selbst werden müssen. Diesbezüglich entwickelt sich momentan eine Dynamik, die wir pflegen und aufrecht erhalten müssen und für die wir uns, so wie auf dieser Konferenz, einsetzen müssen.”

Unter dem Titel “Muslim Media – Muslims in the Media” hatten den Tag über im Westflügel der Orangerie von Sanssouci in Potsdam drei intensive Working Sessions stattgefunden. In zum Teil äußerst kontrovers geführten Diskussionen wurden u.a. die Themen “Präsenz der muslimischen Medien in Europa”, “Sicherheits- und Krisenmanagement in Medien europäischer Regierungen” sowie “Medien und gesellschaftlicher Zusammenhalt” behandelt.

Außerdem wurde das maßgeblich von der Vodafone Stiftung Deutschland finanzierte und vom Institute for Strategic Dialogue durchgeführte Pilotforschungsprojekt “Muslims in the European éMediascape’” vorgestellt, das das Mediennutzungsverhalten von Muslimen in Deutschland, Frankreich und Großbritannien untersucht hat. Dabei wurden verschiedene Trends identifiziert, die Aufschluss über die Wahrnehmung und den Konsum von Massen- und Minoritätsmedien und deren Auswirkung auf den sozialen Zusammenhalt in den untersuchten Ländern geben. Die Studie steht auf www.m100potsdam.org im Bereich Podcasts/Präsentationen zum Download bereit.

Zu den rund 70 Teilnehmern der hochkarätigen Konferenz zählten u. a. Octavia Nasr (CNN), Jasim Al-Azzawi (Al Jazeera English), Abd al-Bari Atwan (Al-Quds Al-Arabi), Kristiane Backer (Moderatorin), Kai Diekmann (BILD), Roger Köppel (Weltwoche), Christoph Lanz (DW-TV), Matthias Matussek (Der Spiegel), Anne McElvoy (Evening Standard), Dr. Tariq Ramadan (European Muslim Network/Oxford University), Abdul-Ahmad Rashid (ZDF), Flemming Rose (Jyllands Posten), Oktay Eksi (Hürriyet), Denis MacShane MP (Labour-Abgeordneter und von 2002 bis 2005 Minister für Europa-Angelegenheiten) und Gwyneth Williams (BBC World Service).

M100 wird von der Landeshauptstadt Potsdam, Potsdam Media International e.V. und dem Institute for Strategic Dialogue, London, veranstaltet und findet im Rahmen der Medienwoche Berlin-Brandenburg statt. Gefördert wurde M100 in diesem Jahr maßgeblich von der Robert Bosch Stiftung, dem Medienboard Berlin-Brandenburg und der Vodafone Stiftung Deutschland. Das Colloquium wurde in Kooperation mit dem muslimischen Netzwerk CEDAR organisiert

Pressekontakt:
Dateianhang: Verknüpfte Datei ‘M100 09_PM_Abschluss M100 Sanssouci Colloquium.pdf

Sabine Sasse
Project Manager

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