Pressemitteilung
13. Mai 2009
“After the Fall”: Europäisches Theater zum Mauerfall
Ein grenzüberschreitendes Theaterprojekt des Goethe-Instituts beleuchtet zum 20-jährigen Jubiläum des Mauerfalls dessen Bedeutung für Deutschland und Europa: “After the Fall”. 17 Dramatiker aus 15 europäischen Ländern setzen sich mit dem gesellschaftspolitischen Wandel nach 1989 auseinander.
“Der Mauerfall veränderte nicht nur Deutschland sondern die Welt. Das Goethe-Institut macht daraus ein Theaterprojekt. Keine deutsche Nabelschau sondern ein europäischer Aufbruch: Zerfall und Befreiung, Tabuisierung und Nationalismus, Ausgrenzung und Einheit. ‘After the Fall’ ist ein Projekt mit bewusster Risikobereitschaft hinsichtlich der Aussagen. Das Goethe-Institut hat die Struktur, ein derartiges Projekt zu ermöglichen – die Erfahrung und Kenntnis der Länder und Kulturszenen Europas, die Vernetzung der Institute untereinander und die Unabhängigkeit und Expertise seiner Mitarbeiter. Für mich zeigt ‘After the Fall’ besonders eindringlich die Vielfalt der Identitäten und gleichzeitig die europäische Kulturgemeinschaft,” so Klaus-Dieter Lehmann, Präsident des Goethe-Instituts.
Zwanzig Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer haben Goethe-Institute in 15 europäischen Ländern 17 Dramatiker beauftragt, Theaterstücke zu schreiben, die die Auswirkungen des Mauerfalls auf ihre Heimatländer reflektieren. “Die Autoren sollen über ihr eigenes Land schreiben. Es geht nicht nur um die Interpretation der historischen Ereignisse, sondern auch darum, wo Europa heute steht und wie seine Zukunft aussieht. Wir sind gespannt, welche Beziehungen zwischen den Stücken entstehen und ob dieses Kaleidoskop künstlerischer Arbeiten ein Gesamtbild ergeben kann”, erklärt Martin Berg, Leiter des Bereichs Theater/Tanz in der Zentrale des Goethe-Instituts und Projektkurator.
Unter den Autoren sind bekannte Größen wie der Pole Andrzej Stasiuk oder Jurij Andruchowytsch aus der Ukraine ebenso wie viel gelobte Nachwuchsautoren – etwa die moldauische Dramatikerin Nicoleta Esinencu oder Dirk Laucke aus Berlin. Kooperationspartner des Goethe-Instituts sind jeweils Theater vor Ort: darunter das Stary Teatr in Krakau, das Det Kongelige Teater in Kopenhagen, das Staatsschauspiel Dresden oder das Kriegstheater in Sarajevo. Ein beispielhafter Prozess für die Kulturarbeit der Auslandsinstitute, meint Claudia Amthor-Croft, Leiterin der Kulturprogramme des Goethe-Instituts London und Projektkuratorin: “Die Goethe-Institute im Ausland sind sehr gut mit der jeweiligen Kulturszene vernetzt und haben so natürlich auch hervorragende Kontakte zu den lokalen Theatern. Daher haben sich die Institute, die bei ‘After the Fall’ mitwirken, in ihren Ländern mit Theatern, die für diese Art der Zusammenarbeit in Frage kommen, in Verbindung gesetzt. So entstanden insgesamt 15 Kooperationen.”
Nach ersten Uraufführungen in ChiÅŸinau, Budapest, Hull, Sarajevo und PloieÅŸti werden noch 12 weitere Stücke im Ausland und in Deutschland produziert und uraufgeführt. Als Höhepunkt des Projekts laden das Staatsschauspiel Dresden und das Theaterbüro Mülheim an der Ruhr im November 2009 eine Auswahl der Inszenierungen als Gastspiele nach Deutschland ein. “Der Fall der Mauer am 9. November 1989 beendete nicht nur die rund 40 Jahre währende deutsch-deutsche Teilung; er war Teil einer grundlegenden politischen und gesellschaftlichen Transformation in ganz Europa und darüber hinaus. Die Städte Dresden und Leipzig waren Zentren der Bewegung, die die Öffnung der Grenzen im Denken und in der deutschen Realität bewirkt hat. Mit dem Festival ‘After the Fall’ werden wir gemeinsam mit vielen europäischen Autoren und Theatern von Dresden aus in die letzten 20 Jahre der Geschichte blicken und einen Austausch der Perspektiven und Arbeiten beginnen”, so Wilfried Schulz, designierter Intendant des Staatsschauspiels Dresden, der mit dem Beginn der Spielzeit 2009/2010 die Leitung des Staatsschauspiels übernimmt.
Begleitet werden die Aufführungen von einer Gesprächsreihe mit namhaften Referenten aus Deutschland und Europa, veranstaltet von der Bundeszentrale für politische Bildung: “Die erinnerungspolitische und kulturelle Befassung mit der Zeitenwende erfolgt bei der Bundeszentrale für politische Bildung im europäischen Kontext – es muss deutlich werden, dass 1989 nicht nur ein deutsches, und erst recht nicht nur ein ostdeutsches Datum ist. Dabei geht es um die Aktivierung der Erinnerungen für aktuelle und zukünftige Fragestellungen. Die künstlerische Auseinandersetzung mit diesem Teil der Zeitgeschichte kann dabei den Blickwinkel erweitern und die Perspektiven pluralisieren,” so Thomas Krüger, Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung.
“After the Fall” wird ausführlich im Internet dokumentiert: Die Website www.after-the-fall.eu bietet Theater- und Autorenporträts, Hintergrundinformationen über die Theaterszenen der beteiligten Länder, Interviews und Textauszüge. Aktuell berichtet eine Video-Reportage über die Uraufführung von “Mousefuckers”, dem Beitrag des bosnischen Dramatikers Almir ImÅ¡irević, in Sarajevo.
“After the Fall” ist ein europaweites Theaterprojekt des Goethe-Instituts in Zusammenarbeit mit dem Staatsschauspiel Dresden, dem Theaterbüro Mülheim an der Ruhr und der Bundeszentrale für politische Bildung. Mit freundlicher Unterstützung des Auswärtigen Amts. Medienpartner ist der ZDFtheaterkanal. Partner der RUHR 2010.
Kontakt:
Susanne Sporrer
Pressesprecherin
Goethe-Institut Zentrale
Tel.: +49 89 15921 249
sporrer@goethe.de
Christiane Jekeli
Goethe-Institut Hauptstadtbüro
Tel.: +49 30 25906 543
presse.after-the-fall@goethe.de
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